Pater Antonius Maria Claret - der Ordensgründer
Lebensabriss
1807
Am 23. Dezember 1807 wurde der heilige Antonius Maria Claret als fünftes von elf Geschwistern in Sallent, Provinz Barcelona, in Spanien geboren. Seine Familie besaß eine kleine Weberei. In der Familie herrschte ein tiefer religiöser Geist. Das Gebet in der Familie war eine Selbstverständlichkeit, vor allem der Rosenkranz. Zwei Monate vor der Geburt Antonius hatten die Truppen Napoleons die Grenzen Spaniens überschritten. Die ersten Erinnerungen Clarets werden deshalb Krieg, Verwirrung, Flucht sein. Kaum war Antonius fünf Jahre alt, beschäftigte er sich sehr intensiv mit dem Gedanken der Ewigkeit und mit dem ewigen Los der Menschen. Er selbst berichtet ausführlich darüber in seiner Autobiographie. Seine Kindheit verlief ansonsten ruhig.
1819
Mit zwölf Jahren (1819) sprach er den Wunsch aus, Priester zu werden. Da Latein in Spanien nicht offiziell gelehrt wurde, musste es Antonius bei einem Privatlehrer nachholen. Lange dauerte sein Studium des Latein nicht, denn sein Vater brauchte ihn in der eigenen Fabrik und ließ ihn dort als Lehrling arbeiten.
1825
Achtzehnjährig (1825) übersiedelte er nach Barcelona, um sich in der Webkunst auszubilden. Er studierte und arbeitete in der Lonja (Kunst und Gewerbeschule in Barcelona). In diesem Fach erwies
sich Antonius Claret bald als genial begabt, so dass er in seiner Ausbildung jede Erwartung übertraf. Er wurde führend. In der Begeisterung seiner Erfolge vergaß er seinen Priesterberuf. Sein Leben
blieb aber ordentlich, ja vorbildlich, in einem sehr schwierigen Milieu.
Gerade in dieser Zeit entstand die moderne Industrie in Katalonien. Die Landflucht fing an. In Barcelona fanden auch die ersten Streiks statt. Der junge Claret erlebte das alles, er ging aber seinen
Weg; eine typische Haltung Clarets auch in seinem späteren Leben, die manche Rätsel aufgibt. In diese Zeit fielen auch die Kämpfe und Kriege zwischen Absolutisten und Konstitutionalen. Die Kirche
wurde verfolgt, der Bischof von Vic wurde ermordet.
1829
Als Claret zweiundzwanzig Jahre alt war (1829), erweckten in ihm schlechte Erfahrungen mit einem Freund, eine Lebensgefahr, innere Unruhe und die Betrachtung über das Wort Christi: "Was nützt es
dem Menschen, die ganze Welt zu erobern, wenn er an seiner Seele Schaden leidet", den Wunsch, sich in die Kartause zurückzuziehen, Kartäuser zu werden. Um sich darauf vorzubereiten, trat er in das
Priesterseminar von Vic ein. Im darauffolgenden Sommer versuchte er, in die Kartause von Montealegre bei Barcelona einzutreten. Eine Blutung während eines Gewitters unterwegs zur Kartause ließ ihn
von seinem Vorhaben abrücken.
In seiner Autobiographie erzählt er, dass er im Jahr 1831 eine starke Versuchung gegen die Keuschheit hatte, die er unter außerordentlichen Umständen (eine Vision der Muttergottes) überwand. Dieses
Erlebnis, die Lektüre der Bibel und die Lebensbeschreibungen von Heiligen erweckten in ihm den Beruf zum apostolischen Leben. In seinem ganzen Leben wird Claret sich auf Visionen und Eingebungen
nicht so leicht verlassen. Visionen und Eingebungen sind für ihn Anlass, um sich zu vertiefen; erst aus der Vertiefung, aus dem Gebet, schöpft er die Klarheit für sein Leben und Handeln.
Die Atmosphäre im Priesterseminar in Vic war außerordentlich günstig. Spanien erlebte in diesen Jahren immer noch den Höhepunkt des konkreten religiösen Lebens, wenn auch die Leute in ihrer
Religiosität fast ausschließlich darauf orientiert waren, die eigene Rettung zu suchen. Im Priesterseminar schloss Claret Freundschaft mit dem bekannten spanischen Philosophen Jaime Balmes und mit
mehreren späteren Bischöfen.
1835
Am 13. Juni 1835, als die ersten Karlistenkriege voll im Gang waren, wurde Claret in Solsona an den Pyrenäen zum Priester geweiht, weil sein Bischof von Vic gestorben war. Er wurde gleich Pfarrverweser in seiner Heimatpfarre Sallent. Inzwischen setzte er sein Studium fort. In diesem Jahr wurden die Orden in Spanien aufgehoben. Im Juli wurden in mehreren Städten zahlreiche Ordensleute umgebracht, und in anderen Städten wurden die Klöster in Brand gesteckt. Zu dieser Zeit waren fast alle Bischöfe Spaniens von ihren Diözesen vertrieben.
1839
Claret beendete sein Studium und ging nach Rom, um sich der Kongregation für die Glaubensverbreitung zur Verfügung zu stellen. Da die Kardinäle aber auf Urlaub waren, nützte Claret die Zeit aus,
um Exerzitien zu machen. Auf Einladung des Exerzitienmeisters, eines Jesuiten, trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Nach einigen Monaten wurde er krank und musste das Noviziat verlassen.
Nach seiner Rückkehr nach Spanien im Jahre 1840 wurde er Pfarrverweser von Viladrau (15. August). Hier fing er an, Volksmissionen zu halten. Claret hatte somit endgültig sein Charisma gefunden.
Nach einem Jahr Tätigkeit im Jahre 1841 verließ Claret seine Pfarrei und übersiedelte nach Vic, um den Bischöfen seine Volksmissionen zur Verfügung zu stellen. Wegen der politischen Unruhen musste
Claret aber seine Tätigkeit bei den Volksmissionen bald aufgeben.
1843
Erst 1843 konnte Claret die Volksmissionen wieder halten, bei denen er eine rege Tätigkeit entfaltete. Bis 1847 durchwanderte er ganz Katalonien zu Fuß, predigte überall, schrieb Flugblätter, die er selbst überall verteilte. In dieser Zeit gründete er die Vereinigung gegen die Gotteslästerungen und die Gemeinschaft für das gute Buch. Somit erfasste seine Tätigkeit auch die Dimension der Gemeinschaftsbildung, der Schaffung von kleinen Gemeinden.
1848
Ein neuer Karlistenkrieg im Jahre 1848 zwang Claret, seine Verkündigung bei den Volksmissionen zu unterbrechen. Er ging auf die Kanarischen Inseln, wo er intensiv apostolisch arbeitete. Er hielt fast in jeder Ortschaft auf der Insel Gran Canaria Volksmissionen. Sein Einfluss war groß, so dass die Erinnerung an ihn bei der Bevölkerung bis heute lebendig geblieben ist. Zu dieser Zeit gründete er auch den Verlag "Libreria Religiosa".
1849
Im Mai 1849 kehrte er nach Katalonien zurück. Am 16. Juli gründete er die Gemeinschaft der Söhne des Unbefleckten Herzens Mariens, als "Claretiner" bekannt. Da er aber die Arbeit nicht mehr
bewältigen konnte, suchte er sich eine Gruppe von fünf gleichgesinnten Priestern. Aus dieser kleinen Gruppe entwickelte sich seine Gemeinschaft, die heute in der ganzen Welt verbreitet ist.
Am 14. August 1849 wird Claret zum Erzbischof von Santiago de Cuba ernannt. Noch bevor er nach Kuba als Erzbischof reiste, legte er 1850 die Fundamente für die Gemeinschaft der "Töchter des
Unbefleckten Herzens Mariens" nach der Art der heutigen Säkularinstitute. Somit setzte er seine Richtung fort, den Christen die Möglichkeit anzubieten, in echten Gemeinschaften sich entwickeln zu
können.
1850
Am 6. Oktober 1850 wurde Claret im Dom zu Vic zum Bischof geweiht. Da er aber als Volksmissionar unter dem Namen "Pater Claret" so volkstümlich geworden war, blieb dieser Name nach seiner Bischofsweihe und nach seiner Heiligsprechung als der bekannteste von ihm.
1851
Am 16. Februar 1851, fast zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Erzbischof, kam er in Santiago de Cuba an.
Von 1851 bis 1855 traf Claret eine Reihe wirksamer Maßnahmen für die geistige Erneuerung der Priester, errichtete eine große Anzahl neuer Pfarren, setzte ein Team von Missionaren ein, um in der
ganzen Diözese Volksmissionen zu halten. Er selbst besuchte die ganze Diözese zu Pferd oder zu Fuß. Um für die Ausbildung der Kinder und der Jugend zu sorgen, gründete er die Schwesterngemeinschaft
von der Unbefleckten Empfängnis, die sich heute Claretinerinnen nennen. Überall richtete er Sparkassen ein und gründete die "Bruderschaft für den Religionsunterricht".
Claret entfaltete auch in Kuba eine große Schriftstellertätigkeit und verteilte tausende Bücher.
Die Lage auf der Insel war sittlich heruntergekommen und politisch explosiv. Die Bestrebungen nach Selbständigkeit griffen um sich, so dass Putschversuche immer wieder vorkamen. Einige Pläne der
Behörden, die eine Lösung hätten bringen können, wurden von den europäischen Kolonialisten zerschlagen. Es gab viele Sklaven, und die Rassendiskriminierung wurde gepflegt, vor allem, indem man die
Eheschließungen zwischen Weißen und Schwarzen fast unmöglich machte. Das Konkubinat war sehr verbreitet.
Claret mischte sich in die Probleme der Selbständigkeit nicht ein, wodurch er die Sympathie der Eingeborenen gewann. Gegen den Widerstand, ja gegen die Verfolgung von vielen, erleichterte er die
Eheschließung zwischen Menschen verschiedener Rassen. Bis 1853 hatte er über 10.000 Ehen gerettet.
1856
Am 1. Februar 1856, als Claret zum vierten Mal in Holguin die Visitation hielt, wurde er bei einem Attentat schwer im Gesicht und am rechten Arm verletzt. Die Genesung dauerte lange. Auf der Rückreise nach Santiago de Cuba wurden die Herbergen in Brand gesetzt, in denen man vermutete, dass er übernachtet hatte.
1857
Claret wurde 1857 nach Madrid zurückgerufen, und die Königin Isabella II. ernannte ihn zu ihrem Beichtvater. Die Gründe seiner Abberufung waren aber komplex. In der Hauptstadt Spaniens, in Madrid, widmete sich Claret weiter der Verkündigung und schrieb unermüdlich neue Flugblätter und Bücher.
1858
Er gründete 1858 die "Academia de San Miguel", eine Vereinigung von führenden Akademikern, und 1859 ein Seminar und ein Kolleg im Escorial. Er errichtete 1864 in Spanien die
Volksbibliotheken.
Mit dem Nuntius hatte er die Aufgabe, die neuen Bischöfe für die spanischen Diözesen dem Heiligen Stuhl vorzuschlagen. Über diese praktisch von Claret eingesetzten Bischöfe wird später beim Ersten
Vatikanischen Konzil Kardinal Lavigerie sagen, dass man sie mit den Kirchenvätern der ersten Jahrhunderte der Kirche vergleichen kann. In dieser Zeit übernahm Claret die Seelenführung der hl.
Michaela vom Heiligsten Sakrament.
Claret schlug ein neues Gesetz für den Unterricht vor, das auch durchkam. Er wurde von den Antiklerikalen scharf angegriffen. Mehrere Werke des Heiligen wurden verfälscht und mit diffamierenden
Bildern von seinen Feinden herausgegeben. Bei den Reisen der Königin durch ganz Spanien benützte er die Gelegenheit, überall das Wort Gottes zu verkünden.
1868
Am 30. September 1868 wurde die Königin von den Revolutionären verbannt. Claret musste mit ihr Spanien verlassen. Er sollte nie mehr in die Heimat lebend zurückkehren. Claret nahm eine Wohnung in Paris. Dort war er Zeuge der großen Not, in der die Spanier im Ausland lebten, und so gründete er eine Vereinigung, um ihnen zu helfen. Auf Betreiben der neuen spanischen Regierung entfesselte die spanische und französische Öffentlichkeit eine Diffamierungskampagne gegen Claret. Sogar in anderen Ländern Europas, einschließlich Deutschlands und Österreichs, wurde die Kampagne aufgegriffen.
1869
Am 2. April 1869 reiste Claret nach Rom. Hier arbeitete er mit anderen Theologen an der Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils.
Am 8. Dezember 1869 wurde das Erste Vatikanische Konzil eröffnet. Claret nahm daran teil. Seine Gesundheit war aber schon zu sehr angegriffen, so dass er kaum aktiv mitmachen konnte Und trotzdem, in
der Freizeit schrieb er immer noch einige Broschüren.
1870
Am 31. Mai 1870 hielt Claret eine Rede beim Konzil über die Unfehlbarkeit des Papstes: es handelte sich um ein persönliches Zeugnis seiner Treue zur Kirche und zum Papst.
Kurz danach zog sich Claret zu seinen Missionaren in Prades, in Frankreich zurück. Die spanische Revolutionsregierung verlangte die Auslieferung des Erzbischofs. Claret musste zum
Zisterzienserkloster Fontfroide in Südfrankreich fliehen.
Am 24. Oktober 1870 starb Claret, umgeben von Claretinern und Zisterziensern.
Am 25. Februar 1934 wurde Antonius Maria Claret durch Papst Pius XI. seliggesprochen.
Papst Pius XII. sprach Claret am 7. Mai 1950 heilig. Das Fest des Heiligen Claret wird am 24. Oktober in der universal Kirche gefeiert.